PFAS stehen für eine Gruppe synthetischer chemischer Verbindungen, die aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften – Hitzebeständigkeit, Wasser- und Fettabweisung – von der Industrie in zahlreichen Anwendungen eingesetzt werden. Sie finden sich in beschichteten Pfannen, Regenjacken, Zahnseide, Lebensmittelverpackungen und sogar in High-Tech-Produkten wie Halbleitern. Doch diese scheinbar nützlichen Eigenschaften haben einen hohen Preis: Einmal in die Umwelt gelangt, bauen sich PFAS nicht ab. Sie reichern sich über Jahrzehnte in Böden, Gewässern, Pflanzen, Tieren und Menschen an.
Einmal in der Umwelt freigesetzt, können die PFAS-Chemikalien dann böse Folgen entfalten. Laut der Untersuchung eines journalistischen Rechercheteams von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR sind allein in Deutschland mehr als 1.500 Orte mit PFAS verseucht. Grundwasser, Flüsse, landwirtschaftliche Flächen und Industriestandorte – nichts bleibt verschont. Selbst das Trinkwasser vieler Millionen Menschen weltweit enthält mittlerweile PFAS. Besonders betroffen sind Gebiete in der Nähe von Flughäfen, Militärbasen und Feuerwachen, wo PFAS-haltige Löschschäume eingesetzt wurden. Die Sanierung dieser Umweltkatastrophe ist extrem teuer: Die Kosten für die Sanierung vergifteter Bereiche allein in Deutschland könnten nach neuen Recherchen Hunderte Milliarden Euro kosten. Kommunen sind davon völlig überfordert und können das nicht allein leisten.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor den krebserregenden Eigenschaften zahlreicher PFAS-Substanzen. Studien zeigen, dass sie zudem den Fettstoffwechsel schädigen, das Immunsystem schwächen und potenziell zu tausenden Todesfällen pro Jahr beitragen können. Besonders alarmierend: PFAS sind mittlerweile in der Nahrungskette angekommen und stellen eine schleichende Bedrohung für Millionen Menschen dar.
Während die Beweise für die Gefahren von PFAS unbestreitbar sind, arbeiten Lobbyisten unermüdlich daran, strengere Regulierungen zu verhindern. Im Januar 2024 versammelten sich nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung hochrangige Konzernvertreter, darunter von Siemens und BMW und dazu Vertreter des Unternehmerverbandes BDI, zusammen mit Bundespolitikern in der bayerischen Landesvertretung in Berlin, um ein drohendes EU-weites PFAS-Verbot abzuwenden. Dabei wurden gezielt Falschinformationen gestreut, etwa dass die OECD (Organisation for Economic Cooperation and Development) die PFAS-Substanzen als „eine wenig problematische Stoffgruppe“ klassifiziert hätte. Ein Rechercheteam der Süddeutschen Zeitung, des NDR und des WDR hat dies überprüft. Dabei hat sich herausgestellt, dass die OECD das nie behauptet hat. Das falsche OECD-Märchen wird aber immer wieder von Politikern benutzt, um ihre Untätigkeit zu rechtfertigen. So auch vom grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck. Er sagte im August 2023, man dürfe „die Entwicklung von Technologien nicht durch Überregulierung verhindern“. Ähnlich äußerten sich Politiker beim Chemiegipfel mit Bundeskanzler Olaf Scholz.
Angesichts des vielfachen Greenwashings ist es wichtig, die Vergiftung durch PFAS richtig einzuordnen. Es geht nicht nur um PFAS, sondern auch um die Ausbringung immer neuer Giftstoffe durch die Industrie. Internationale WissenschaftlerInnen sprechen bereits von einem dreifachen planetarischen Krisenszenario, das unsere Zukunft auf dem Planeten bedroht. Die Vergiftung der Umwelt durch Chemikalien gehört ebenso dazu wie die sich verschärfende Klimakatastrophe und das Artensterben. Wenn wir das Überleben auf diesem Planeten sichern wollen, müssen wir einen globalen Widerstand dagegen organisieren. Ein Verbot der PFAS-Ewigkeitschemikalien ist Teil dieser Aufgabenstellung.
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